Wenn es ums nachhaltige Bauen geht, fällt ein Schlagwort fast reflexartig: Energieeffizienz. Kaum ein Förderprogramm, kaum eine Beratung, kaum ein Architektengespräch, das nicht davon dominiert wird. Dämmung, Technik, Verbrauchswerte – alles dreht sich darum, wie viel Energie ein Haus im Betrieb benötigt.
Auch wir sind diesen Weg gegangen. Durch die KfW-Förderung sind wir heute Besitzer eines Effizienzhauses. Auf dem Papier ein Erfolg. Aber je länger ich unser Projekt betrachte, desto mehr beschleicht mich ein Gedanke: Haben wir uns zu sehr auf die eine Seite der Medaille konzentriert?
Der blinde Fleck der Energieeffizienz
Energie sparen klingt zweifellos richtig. Doch die meisten Lösungen entstehen in energieintensiven Fabriken, sie werden über hunderte Kilometer transportiert und irgendwann teuer entsorgt.
Das führt zu einem Paradox:
Wir sparen Energie im Betrieb – aber auf Kosten der Ressourcen. Wir denken in Jahren und Kilowattstunden, aber nicht in Rohstoffen, CO₂-Bilanzen und Recyclingfähigkeit.
Diese Lücke wird selten thematisiert. Förderungen schauen nur auf den Energieverbrauch. Aber Nachhaltigkeit ist mehr.
Ressourceneffizienz als zweite Hälfte der Gleichung
Hier kommen Naturbaustoffe ins Spiel. Sie sind keine romantische Spielerei für Öko-Enthusiasten, sondern eine handfeste Antwort auf die Frage: Wie bauen wir, ohne die Erde weiter auszubeuten?
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Regional statt global: Hanf wächst hierzulande, Holz ebenso. Kurze Wege, weniger Transportemissionen.
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CO₂-Speicher statt CO₂-Quelle: Pflanzen binden während ihres Wachstums CO₂ und lagern es langfristig ein.
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Kreislauffähig statt Sondermüll: Naturmaterialien können zurückgeführt oder sogar kompostiert werden.
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Gesund statt problematisch: Sie schaffen ein Raumklima, das atmet – nicht eines, das wir mit Technik künstlich regulieren müssen.
Es geht also nicht um Nostalgie, sondern um Zukunftsfähigkeit.
Wir brauchen beides
Die Wahrheit ist: Es bringt nichts, Energieeffizienz gegen Ressourceneffizienz auszuspielen. Wir brauchen beides.
Ein nachhaltiges Gebäude ist eines, das im Betrieb wenig Energie verbraucht und in seiner Herstellung wie Entsorgung verantwortungsvoll mit Ressourcen umgeht.
Das klingt nach einer Mammutaufgabe – und das ist es auch. Aber: Naturbaustoffe wie Hanf zeigen, dass beides möglich ist. Sie sind der Beweis, dass wir nicht auf Hightech allein angewiesen sind, sondern dass einfache, regionale Lösungen Teil der Antwort sind.
Hoffnung statt Resignation
Ja, die Bauwirtschaft trägt riesige Verantwortung. Und ja, vieles läuft noch in die falsche Richtung. Aber wir sind nicht machtlos. Jeder Bauherr, jeder Handwerker, jede Architektin kann heute schon Entscheidungen treffen, die den Unterschied machen.
Und auch wir als kleine Bauherrenfamilie haben es in der Hand. Vielleicht war unser erster Bauabschnitt noch nicht so nachhaltig, wie wir gehofft hatten. Aber das ist kein Grund zur Resignation – sondern Motivation, beim nächsten Schritt besser zu werden.
Denn Nachhaltigkeit ist kein Zustand, den man einmal erreicht. Es ist ein Weg.
Fazit
Energieeffizienz ist wichtig – aber ohne Ressourceneffizienz bleibt sie Stückwerk. Nachhaltiges Bauen heißt: den ganzen Kreislauf denken.
Ich möchte mit Hanfbaustelle dazu beitragen, dass diese Perspektive mehr Gehör findet. Denn wir schulden es nicht nur uns selbst, sondern auch den kommenden Generationen.
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